Monets Garten in Giverny
Während wir gerade, Ende April, kurz vor Druckabgabe dieses Magazins stehen, liegt hier bei uns auf 800 m Höhe überraschend erneut reichlich Schnee.
Beim finalen Durchgehen dieser Seiten kommt bereits schon Sommer-sehnsucht auf, bevor der Frühling überhaupt richtig begonnen hat: Grüne Wiesen, blühende Blumen, Sonne satt... oh ja!
Anfang Juli, vor fast einem Jahr, unternahm ich mit meinem Mann und Freunden eine Reise nach Giverny in Frankreich zu Monets Garten. Schon immer hatte ich eine besondere Verbindung zum Künstler Claude Monet, seinem Freund Auguste Renoir und den anderen Impressionisten dieser Zeit. Erst in Giverny wurde mir allerdings bewusst, wie tief Monet, neben seiner größten Leidenschaft, der Malerei, auch mit der Natur und besonders seinem Garten verbunden war.
Er bezeichnete einmal seinen Garten als sein größtes Meisterwerk. Das kann man, wenn man einmal durch dieses Paradies schreiten darf, genau so stehen lassen. Ebenso wenig war mir bis dato bewusst, dass er ein ausgesprochener Gourmet war und nur das Beste, vorzugsweise aus dem eigenen Gemüse- und Obstgarten, auf den Tisch kam.
Seine Künstlerfreunde und viele andere bemerkenswerte Menschen waren regelmäßig bei der Familie Monet gern gesehene Gäste. Nach dem Essen wur-den alle in den Garten eingeladen. Eine mir ver- wandte Seele, stellte ich für mich schmunzelnd fest. Inspiriert durch seine Rezeptsammlung, welche im Buch "Zu Gast bei Claude Monet: Der große Impressionist als Gourmet. 180 Originalrezepte aus seinen Carnets de Cuisine" vorgestellt werden, habe ich ei- niges ausprobiert. Obwohl es viele Fleisch- und Fischgerichte darin gibt, fand ich auch sehr interes- sante vegetarische Rezepte. Ich habe meine Kreativität spielen lassen und sozusagen meine eigenen Interpretationen daraus kreiert. Einige davon findest du in diesem Heft.
Eine Reise nach Giverny lohnt sich wirklich.
Allein das kleine Dorf Giverny ist schon bezaubernd, gemütliche Cafés, alles liegt im verschwenderischen Blütenrausch, die pure Fülle. In einer Gärtnerei, die nahtlos an ein großes Garten-Café angrenzt, kannst du Blüten- und Kräuterpflanzen, wie sie auch in Monets Garten wachsen, kaufen. Drei Fruchtsalbei-
Pflanzen vom letzten Jahr haben ihre erste Überwinterung auf meiner Fensterbank gut überstanden.
Der spektakuläre Garten von Monet ist schließlich die Krönung, schlicht ein wahr gewordener Traum. Man er- kennt viele Gemälde in seinem Garten oder umgekehrt, in den Gemälden seinen Garten wieder. Dank der „Monet Foundation“, ge- gründet im Jahr 1980, wurde der Garten originalgetreu wieder zum Leben erweckt und für die Öffentlichkeit geöffnet. Ich
werde sicher noch oft dort hin fahren, um die verschiedenen Jahreszeiten in diesem Garten zu erleben.
Monets Haus und Garten –
ein Gesamtkunstwerk für die Sinne
Im Mai 1883 kam der 43-jährige Claude Monet in das kleine französische Dorf Giverny, etwa 70 Kilo- meter nördlich von Paris. Zusammen mit seiner späteren zweiten Ehefrau Alice
Hoschedé und ihren 8 Kindern wohnte die Patchwork-Familie in einem rosafarbenen Haus mit grünen Fensterläden. Ihren großen Garten verwandelten sie in ein traumhaftes Blumenparadies und schufen so ein Gesamtkunstwerk für alle Sinne, welches Motiv für Monets größte Kunstwerke wurde. In Giverny
konnte der große Impressionist seine Vorstellung von Leben verwirklichen. Er malte, gestaltete seinen bezaubernden Garten und ging seiner Leidenschaft für gutes Essen nach.
Wie war das Leben bei den
Monets?
Das Leben auf dem Anwesen in
Giverny war bewusst einfach
gestaltet und zugleich sehr
großstädtisch und weltoffen.
Die Großfamilie bekam auf ihrem Landsitz oft Besuch von Künstlerkollegen wie Auguste Rodin, Paul Cézanne, Camille Pissarro, oder Politikern und Galeristen. Legendär müssen diese Zusam- menkünfte gewesen sein!
Die Monets liebten es, ihre Gäste zu bewirten. Gespeist wurde entweder im berühmten gelben Speisezimmer oder sobald es das Wetter zuließ unter freiem Himmel. Die Speisen wurden von Monets Köchin in der mit blauen Kacheln verzierten Küche zubereitet. Auf die Qualität der verwendeten Zutaten und Rohprodukte wurde besonders hohen Wert gelegt; so wurden Produkte aus dem eigenen Obst- und Gemüsegarten und dem Geflügelhof verarbeitet. Um Punkt 12 Uhr wurden die gutbürgerlich, exquisiten Gerichte aufgetischt – mit farblich auf den Raum abgestimmtem gelbem Geschirr mit blauem Rand. Nach dem Essen wurde im Atelier- Saal der Kaffee und der hausgebrannte Pflaumen-
schnaps in kleinen, runden Gläsern serviert. Die Mahlzeiten wurden im Laufe der Jahre zu einem festlichen Ritual. Rezepte von Freunden oder aus Restaurantbesuchen wurden ausgetauscht und nachgekocht. Die einfach bis hochkomplizierten Gerichte, wie Serviettentrüffel oder Rübchensuppe, wurden damals in sechs handgeschriebenen Kochbüchern namens "Carnets de cuisine" festge- halten.
Der blühende Garten
Monets Garten war ein herrlicher Ort der Ruhe, Erholung und Inspiration. Er liebte die Gartenkunst und ging bei der Anlage seines Gartens sehr struk- turiert vor. Er ließ ein lebendiges Kunstwerk aus Farben und Pflanzen entstehen, welches sich im Wandel der Jahreszeiten immer wieder neu er- schuf. Nichts wurde bei der Gartengestaltung dem Zufall überlassen, wofür ihm sieben Gärtner zur Seite standen. Der Garten ist in zwei Bereiche gegliedert: den Clos Normand und den Wassergarten.